DSV „ist angekommen“

Eine Woche vor Beginn der olympischen Segelregatta ist das German Sailing Team bereit für die anstehenden Herausforderungen im Olympiarevier von Enoshima. Die vier deutschen Segler und sechs Seglerinnen sind bereits am 13. Juli ins Olympische Segel-Dorf eingezogen, teilen sich dort fünf Zimmer und haben auch schon erste Trainingstage in der Sagami-Bucht absolviert. 

Das mit Trainern, Betreuerinnen und Betreuern insgesamt 21 Frauen und Männer starke Team hat sich gut in Japan eingelebt und die logistischen Vorbereitungen in forderndem Umfeld weitgehend abgeschlossen. DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, die wie Physiotherapeutin Johanna „Jojo“ Wichelmann mit dem Segelteam im Olympischen Segel-Dorf wohnt, während Trainer und Betreuer mit ihren internationalen Kollegen in einem zusätzlichen Hotel untergebracht sind, sagte sieben Tage vor den ersten Startschüssen: „Das gesamte Team arbeitet ruhig, konzentriert und fokussiert, die positive Anspannung steigt. Olympische Spiele sind immer etwas ganz Besonderes. Dass diese Spiele unter den außergewöhnlichen Umständen stattfinden und wir hier sein dürfen, ist ein Privileg, dessen sich jeder in unserem Team sehr bewusst ist.“
 
„Das DSV-Team hat in der Vorbereitung und auch hier vor Ort mit der gesamten Infrastruktur einen megaguten Job gemacht“, zollt nicht nur Nacra 17-Steuermann Paul Kohlhoff dem DSV-Powerplay daheim in Kiel und den Betreuern in Japan Respekt. „Unser Team ist extrem gut aufgestellt, uns fehlt es an nichts“, so Kohlhoff. Die Segler fühlen sich wohl im Olympiahafen von Enoshima, der für die Spiele von 1964 errichtet wurde und jetzt zum zweiten Mal Heimathafen einer olympischen Regatta ist. 

Die beiden deutschen Team-Container im Hafen sind fertig eingerichtet. Über ihnen weht die schwarz-rot-goldene Flagge. Einer ist der Mannschafts-Container. Er dient den Athleten als Rückzugsort, für Besprechungen, Wetterbriefings, die Physiotherapie und mehr. Der zweite Container beherbergt die Werkstatt und auch das Büro von Segel-Teamchefin Nadine Stegenwalner und Technologie-Bundestrainer Oliver Freiheit. Hier werden technische Analysen durchgeführt. Auch hier ist Raum für Besprechungen.

Paul Kohlhoff & Alica Stuhlemmer führen ihren Nacra17 im Olympiarevier aus. (Fotocredit: DSV)

Paul Kohlhoff: „Im Olympia-Hafen gibt es ein bisschen mehr Freiheit“
 Anders als bei anderen Segelgroßereignissen liegen die Boote der DSV-Aktiven nicht neben denen ihrer Disziplin, sondern mit den Booten der eigenen Teamkameraden zusammen. Das Glück des German Sailing Teams: Der Laser von Weltmeister Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein/Segelclub Alpsee-Immenstadt), der Laser Radial von Svenja Weger (Potsdamer Yacht Club), der 49er von Erik Heil/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein), der 49er FX von Tina Lutz und Susann Beucke (Chiemsee Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein), der Mixed-Katamaran Nacra 17 von Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) und die 470er-Jolle von Luise Wanser/Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein) befinden sich nur rund 60 Meter von den Team-Containern entfernt. „Jeder Nation wurde ein Platz zugeordnet. Wir hatten unseren gezielt angefragt und sind sehr froh, diesen auch bekommen zu haben. Der Platz ist sehr gut. Wir haben Durchblick bis zur Rampe, können sogar direkt auf die Boote schauen“, sagt Nadine Stegenwalner.

Abseits von Segeleinsätzen und Vor- wie Nachbereitungen im Olympiahafen unterliegen die insgesamt 350 Seglerinnen und Segler in Enoshima aus 63 Nationen den gleichen Corona-Restriktionen wie alle anderen Teilnehmer dieser Olympischen Spiele. „Im Olympischen Segel-Dorf halten wir uns nur in den Zimmern oder in der Mensa auf“, erzählt der Kieler Paul Kohlhoff, „dann geht es in Bussen zum Hafen und zurück. Im Hafen selbst gibt es ein bisschen mehr Freiheit. Das Tragen der Masken machen die große Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit nicht leichter, aber wir gewöhnen uns immer besser daran. Wir haben die ersten Segeltage hinter uns. Es ist erfrischend, viele Nationen wiederzusehen, mit denen wir lange keine Regatten bestritten haben. Unser erster Eindruck ist wie erwartet: Es gibt eine große Gruppe bei uns im Nacra 17, die sehr konkurrenzfähig ist.“

Svenja Weger: „Das war mein Gänsehaut-Moment“
 Die Atmosphäre im Hafen ist stimmungsvoll. „Es kommt totales Olympia-Feeling auf“, bestätigt Laser-Weltmeister Philipp Buhl, der neben Laser-Radial-Steuerfrau Svenja Weger am 25. Juli als erster DSV-Akteur in seine zweite olympische Regatta durchstartet. „Es macht viel Spaß“, so Buhl, „überall die Flaggen wehen zu sehen, die Team-Container, die gebrandeten Boote, alle in ihrer Teamkleidung.“ Teamkameradin Svenja Weger erzählt eine Woche vor Beginn ihrer Olympia-Premiere und nach den ersten drei Tagen Wassertraining: „Wir haben mit meiner Trainingsgruppe verschiedene Bahnen abgesegelt, sodass wir das Revier möglichst gut kennenlernen. Besonders war für mich die Übergabe des olympischen Bootes, fertig gebrandet, mit meinem Namen im Segel und der Deutschland-Flagge. Das war mein Gänsehaut-Moment. Auf dem Wasser sieht man die Gennaker und Spinnaker in Nationalfarben – ein cooles Gefühl. Ich freue mich richtig, wenn es jetzt endlich losgeht.“ 

Svenja Weger vertritt den DSV im Laser R, also der Einhand-Damenklasse, bei den Olympischen Spielen in Japan. (Fotocredit: DSV/Lars Wehrmann)

Bevor es so weit ist, schickte Teamchefin Stegenwalner noch einen Gruß in die Heimat: „Wenn die olympische Regatta beginnt, kämpfen unsere Segler und Seglerinnen um Medaillen und ihre Träume. Keiner und keine hat trotz persönlicher Ziele vergessen, dass sehr viele Menschen dazu beigetragen haben, dass sie das hier tun können: Eltern, Vereine, der Verband, Sponsoren und persönliche Förderer, die Bundeswehr, der DOSB, die Sporthilfe, das BMI und viele mehr. Uns allen ist deshalb vor dem Startschuss sehr wichtig, einmal danke zu sagen. Wir sind gekommen, um erfolgreich zu sein. Es kann also losgehen.“

Titelfoto: DSV

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