Klimawandel wirkt sich schlimmer auf Wasser, Menschen und Tiere aus als bisher vermutet

Klimawandel

Der Klimawandel und die steigenden Temperaturen haben zahlreiche negative Folgen auf Menschen und Tiere. Eisberge, Gletscher und Polkappen schmelzen, Flüsse und Seen trocknen aus und Tiere verlieren ihren Lebensraum. Die Auswirkungen sind jedoch schlimmer als vermutet.

Der Klimawandel bewirkt schmelzende Gletscher und Polkappen, was wiederum einen Anstieg des Meeresspiegels und mehr Extremwetterereignisse zur Folge hat. Ein Forschungsteam rund um den Hydrologen Günter Blöschl von der Technischen Universität Wien fand nun heraus, dass die Folgen schlimmer sind als vermutet. Ihre Studie „Future global streamflow declines are probably more severe than previously estimated”, die Anfang Februar im Journal “Nature water” erschien, stützt sich, zusätzlich zu Simulationen, auf Messdaten aus 9.500 Regionen der Erde. Zusätzlich führte das Forschungsteam ein Laborexperiment mit einer 60 Hektar großen Fläche durch, in welchem der Einfluss von Wasser auf den Boden untersucht wurde. Bisherige Studien stützten sich nur auf Simulationen, was darauf hinauslief, dass die Folgen des Klimawandels unterschätzt wurden. Das Forscherteam eruierte eine zehnprozentige Abweichung von bisherigen Prognosen, vor allem in Afrika, Australien und Nord Amerika. Das heißt, wenn für eine Region ein Minus der Abflussmenge von zehn Prozent prognostiziert wurde, so ist laut der neuen Abschätzung mit einem Minus von rund 20 Prozent zu rechnen. Dies hat zur Folge, dass in Flüssen zukünftig weniger Wasser als bisher geschätzt vorhanden sein wird. Dies führt zu mehr Wasserknappheit und lokalen Wasserkrisen, da die Stromversorgung in vielen Gebieten auf Wasser in Flüssen angewiesen ist. Eine positive Nachricht ist jedoch, dass die neue Forschung zu Europa mit den bisherigen Prognosen übereinstimmt. Dennoch besteht durch den Temperaturanstieg und die geringeren Niederschlagsmengen im Sommer ein hohes Risiko für die Austrocknung von Seen und Flüssen, auch in Österreich.

Neusiedler See im Sommer 2022

Eine weitere Gefahr, die die steigenden Temperaturen mit sich bringen, ist das Schmelzen von Gletschern und Meereis. Das MELT-Projekt in den USA erforschte die Schmelzrate des Thwaites Gletscher oder auch „Doomsday Glacier“ genannt. Dieser ist der größte Gletscher in der Antarktis und sein Schmelzen würde einen Anstieg des Meeresspiegels um 65 Zentimeter bewirken. Dies würde wiederum eine Kettenreaktion auslösen und so den Pegel der Meere insgesamt um drei Meter steigen lassen. Das Forschungsteam des MELT-Projekts fand heraus, dass trotz geringerer Schmelzmenge als vermutet, ein schneller Gletscherrückgang zu verzeichnen ist, was verheerende Folgen für den Meeresspiegel hat.

Der Meeresspiegel soll laut der Prognose einer Studie von Jun-Young Park und seinem Team bis zum Jahr 2150 um 1,4 Meter ansteigen. Dies kann laut dem Forscherteam nur aufgehalten werden, wenn der Temperaturanstieg in den nächsten Jahren weniger als 1,8 Grad beträgt. Auch die Forschungen am Alfred-Wegener-Institut verzeichnen weniger Meereis und einen steigenden Meeresspiegel. Anfang Februar teilte das Institut mit, dass nur noch 2,2 Millionen Quadratkilometer mit Meereis bedeckt seien. Dies bricht den Rekord von Februar letzten Jahres, wo die mit Meereis bedeckte Fläche noch von 2,27 Millionen Quadratkilometer betrug. Vor allem in den letzten Jahren, war eine sehr starke Abnahme des Meereseis zu beobachte. Dies ist auf die rasant ansteigende Lufttemperatur zurückzuführen, aber auch Wechselwirkungen zwischen Luftdruck, Windzirkulation und Meeresströmung tragen dazu bei.

Doomsday Glacier; Fotocredit: Felton Davis/Flickr

Der Klimawandel wirkt sich jedoch nicht nur auf die Menschen und Gletscher aus, sondern ist auch für Tiere, vor allem Meeresbewohner schädlich. Die Lufttemperatur ist in den letzten 5.000 Jahren um in etwa vier bis acht Grad Celsius gestiegen. Dies ist die stärkste und schnellste Erwärmung der Geschichte und führte bereits zum Aussterben zahlreicher Lebewesen an Land und im Wasser. Ein Faktor, der auch dazu beigetragen hat, waren die immer stärkeren Niederschläge. Diese verstärken die Mobilität der Flussrinnen (tiefster Bereich eines Flusses), was dazu führt, dass große Mengen an Flusston (in Flüssen abgelagerter Ton, der aus Lehm, Sand und organischen Materialien besteht) in den Ozean abtransportiert werden. In Folge werden die Ozeane trüber, was schädlich für die Meeresbewohner, allen voran Korallen ist. Eine Studie des Teams um Dorothee Hodapp und Irene Roca der Universität Oedenburg fand heraus, dass die Hälfte aller Meereslebewesen bis zum Jahr 2100 den Großteil ihres Lebensraums verlieren werden. Dieser wird nämlich für die Tiere und Pflanzen aufgrund von geänderten Umweltfaktoren wie Wassertemperatur, Wassertiefe und Sauerstoffkonzentration unbewohnbar. Dies hat zur Folge, dass sich der Hauptlebensraum der Meeresbewohner hin zu den Polen verlagern wird und das Meeresgebiet rund um den Äquator, aufgrund der zu hohen Temperaturen, nur noch bedingt bewohnbar sein wird. Dies führt dazu, dass das Risiko des Aussterbens von verschiedenen Spezies erhöht wird.

Die hohen Wassertemperaturen schaden vor allem den Korallenriffen. Bei höherer Temperatur produzieren Algen Giftstoffe, und da Korallen in Symbiose mit Algen leben, werden diese von den Giftstoffen beeinflusst. Deshalb stoßen die Korallen die Algen ab, was dazu führt, dass sie ihre Farbe verlieren (Korallenbleiche) und in Folge völlig absterben. Laut Forscher: innen gibt es jedoch Hoffnung für die Korallenriffe. Es wird nämlich eine gewisse Erholung der Korallenbestände im Great Barrier Reef vorausgesagt. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass gewisse Spezies mit Hitzewellen offenbar besser zurechtkommen als gedacht. Manche Korallenarten können hitzeempfindlichen Algen gegen robustere Algen als Symbiosepartner austauschen und so die Korallenbleiche und das Absterben verhindern. So könnte es sein, dass, einige Riffe im Pazifik ihren Korallenbestand bis in die 2060er behalten könnten.

Korallenbleiche; Fotocredit: Canva

Titelfoto: Canva

Verwandte Artikel