Fotofinish & Silber für Tokyo

Die Entscheidung im deutsch-deutschen Zweikampf um nur eine Olympia-Fahrkarte im 470er der Frauen ist gefallen: Bei der Weltmeisterschaft vor Vilamoura konnten sich die Hamburger Seglerinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein) im doppelt gewerteten Medaillenfinale nach packendem Duell mit wenigen Metern Vorsprung vor Theres Dahnke und Birte Winkel (Plauer Wassersportverein/Schweriner Yacht-Club) durchsetzen. Die Dramaturgie des Tages hat beiden Crews starke Nerven abverlangt. In drehenden leichten Winden musste das entscheidende Finalrennen zunächst zweimal in der Vorstartphase und einmal nach dem Start abgebrochen werden, bevor es auf dem kurzen Kurs vor Vilamoura in Portugal im vierten Versuch zur Sache ging.

Gerade einmal ein Boot passte die meiste Zeit des Medal Races zwischen die beiden Derutschen Damenteams im Duell um den Olympiastartplatz. Schlussendlich hatten Luise Wanser und Anastasiya Winkel die Nase um wenige Meter vorne.
 

Während an der Spitze des Feldes um die WM-Medaillen gefochten wurde – der Titel ging schlussendlich mit nur einem Punkt Vorsprung an Silvia Das Depares und Patricia Cantero Reina aus Spanien –  ging es für die deutschen Crews mit der Segelnummer GER 20 (Dahnke/Winkel) und GER 69 (Wanser/Winkel) ohne Medaillenchancen ausschließlich darum, die Ziellinie vor den nationalen Gegnerinnen zu erreichen und damit den Traum vom Olympiastart wahrzumachen. Ein Punkt hatte die beiden deutschen Crews vor dem Showdown getrennt. Ein Punkt trennte auch danach – allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der 23-jährigen Jurastudentin Luise Wanser und ihrer 27-jährigen Vorschoterin und Sportwissenschaftlerin Anastasiya Winkel war es unter Hochdruck für beide Teams gelungen, ihre etwas jüngeren Rivalinnen knapp in Schach zu halten.

Die Steuerfrau sagte: „Wir freuen uns sehr, dass sich unsere harte Arbeit im vergangenen Jahr ausgezahlt hat. Wir haben extrem viel trainiert. Ich glaube, dass unser starker Teamgeist eine entscheidende Rolle gespielt hat. Wir sind mit unserem Trainer ein sehr gutes Trio, wurden von unserem Verein sehr unterstützt und möchten uns jetzt bei allen bedanken, die uns auf dem Weg unterstützt haben. Das Ziel ist klar: Wir wollen bei Olympia eine Medaille für Deutschland gewinnen. Dafür arbeiten wir.“ Als faire obwohl so dramatisch knapp im Kampf um ihren Olympiatraum unterlegene Mannschaft, gratulierten auch Theres Dahnke und Birte Winkel den Qualifikationssiegerinnen. Die erst 22-jährige Steuerfrau sagte: „Die beiden, Luise und Anastasiya, haben letztes Jahr so viel trainiert und sind jetzt in allen Bedingungen echt gut. Wir selbst haben mit dem Platz im Medaillenrennen unsere Erwartungen hier übertroffen und sind deswegen nicht so ganz doll traurig.“ Dahnke hat bereits den Umstieg in die ab 2024 olympische 470er-Mixed-Disziplin geplant, will ein Team mit ihrem Vereinskameraden Matti Cipra bilden. Weitere neue Crews für das German Sailing Team sind bereits formiert oder in Vorbereitung, denn die 470er-Frauen und 470er-Männer geben in diesem Sommer in Japan ihre olympische Abschiedsvorstellung und werden in drei Jahren von der Mixed-Flotte abgelöst. Dort gingen bei der WM-Premiere Gold und Silber an Israel, Bronze an England. 

Costa/Costa holten WM-Silber und damit die letzte Olympische Fahrkarte zu den Olympischen Spielen in Tokyo. Obwohl zahlreiche Spitzenteams Wochen hier vor Vilamoura verbrachten, nutzten die Portugiesen den Heimvorteil eindrucksvoll. 

Bei den Herren gingen Deutschland, Österreich und die Schweiz in Punkto Olympiaticket leer aus. Selbst die immer stärker in Fahrt gekommenen Nachbarn aus Ungarn reichte ein Sieg im Medal Race und der achte WM Platz nicht für Tokyo. Für die Reise nach Japan musste schon eine WM-Medaille her, Die portugiesischen Brüder Diego und Pedro Costa wussten ihren Heimvorteil zu nutzen und holten mit der Silbermedaille völlig verdient den letzten Startplatz. Der WM-Titel ging mit letztendlich mehr als 20 Punkten Vorsprung an das schwedische Duo Anton Dahlberg/Fredrik Bergström (Titelfoto).

Alle Fotos: Uros Keks Kleva 

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